& so weiter ... (2010)
Lawrence Weiner (*1942)
2010
Geätzter Schriftzug auf Glas
Lawrence Weiner (*1942 in der Bronx, New York) ist ein US-amerikanischer bildender Künstler. Weiner gilt als Vertreter der Konzeptkunst. Er lebt in Amsterdam und New York. Lawrence Weiner ist ein sanftmütiger Intellektueller mit Rauschebart, Pferdeschwanz und goldenem Ring im Ohr. Weiner bezeichnet sich gerne als Bildhauer. Sein Material ist aber weder Marmor noch Bronze. Weiners Skulpturen bestehen aus Sprache. Meistens sogar nur aus ein paar Wörtern. Weiner versteht sich wie kaum ein anderer darauf, seine kleinen Botschaften mit leicht subversiver Raffinesse in den Alltag einzuschmuggeln. Mit Metaphern kann der abgeklärte Intellektuelle jedoch nichts anfangen. Seine Strategie ist die Unterwanderung der Lebenswelt mit künstlerischen Botschaften.
(Wikipedia / Spiegel online)
Die Anordnung des Textes und die Schrifttype sind die elementare ästhetische Basis seiner Arbeit. Weiner verwendet meist Großbuchstaben und ausgewählte, einfache (Schablonen-)Schriften, unter anderen die vom Künstler selbst gezeichnete, serifenlose Margaret Seaworthy Gothic, die den rohen Charakter eines Stempeldrucks innehat. Andere Schriften, etwa die Helvetica, lehnt er strikt ab:
„Das ist eine der Schriften, die ich zutiefst verabscheue. Sie sagt, das ist gebildet, das ist intellektuell, und das ist intelligent. Ich fürchte aber, dass Worte zunächst nicht gebildet, intellektuell oder intelligent sind.“
(Hatje Cantz Verlag)
Margaret Seaworthy Gothic is the custom typeface Lawrence Weiner created and has used in his text works since 1968. It's a bold sans serif, a bit like Impact, and is not open for the public to license or use. ... By creating his own typeface, Weiner created a context of pure signature - one, however, not wholly devoid of a relationship to Weiner's thinking, with its keen interest in Wittgenstein and Freud. Margaret Seaworthy Gothic individualises the body of Weiner's work within the context of the 20th Century, not simply as a signifier of its geist.
(Iconophilia)
Lawrence Weiners Interesse gilt Sprache in ihren vielfältigen Aspekten. Doch versteht er seine sprachbasierten Arbeiten als Sculptures und grenzt sie in einem Interview deutlich von Poesie ab: „Sie sind nämlich tatsächlich Skulpturen, denn sie zeigen die Beziehung von Gegenständen zu Gegenständen, und das ist die Idee und die Absicht von Skulptur. [...] Vielleicht sind meine Arbeiten auch poetische Skulpturen.“
(Hatje Cantz Verlag)
Lawrence Weiner, Konzept für Skulptur Projekte Münster 1997:
„DIE ARBEIT FUNKTIONIERT ALS DAS, WAS SIE IST ... & SO WEITER“
(„& SO WEITER“ auch im englischen Text auf deutsch.)
Die Arbeit von Lawrence Weiner ist der Siegerbeitrag eines Wettbewerbs zur künstlerischen Gestaltung der Eingangsebene des Gebäudes ID.
Der Charakter des Werkes als Skulptur wird in mehreren Aspekten deutlich: Man kann die Skulptur nicht einfach als Text lesen. Sowohl das „&“, als auch die abweichende Versalhöhe des „&“,als auch der Rahmen um die übrigen Zeichen, als auch die Spiegelung an der Mittelachse, als auch die als Auslassungszeichen üblichen drei Punkte, als auch deren Größe und Position im Verhältnis zu den daneben stehenden Buchstaben sind nicht einfach „lesbar“.
Das Et-Zeichen „&“ repräsentiert das Wort „und". Typographisch gesehen ist das Et-Zeichen eine Ligatur-Schreibweise des lateinischen Wortes et (= „und“). In der Informatik steht das „&“ für das sog. bitweise UND oder die Adressreferenzierung. In diesem Zusammenhang wird das Et-Zeichen als „ampersand“ (engl.) oder als „Adressoperator“ bezeichnet. Es wird auch verwendet als Trennzeichen, wenn mehrere Befehle in derselben Zeile stehen und zwischen den Parameter-Wert-Paaren einer URL.
Gleichbedeutend zum „&“ wird im Irischen noch das tironische et „⁊“ verwendet , dessen Erscheinungsbild ebenso wie das des „&“ eine große Vielfalt aufweist. Dieses Zeichen findet auch im deutschen Fraktursatz für die Abkürzung „⁊c.“ (für „etc.“) Verwendung.
In Lawrence Weiners eigener, auch hier verwendeter Schrift Margaret Seaworthy Gothic ist das Et-Zeichen sehr eigenwillig gestaltet. Es sieht aus wie eine gespiegelte „7“ oder ein gespiegeltes tironisches et, kombiniert mit einem griechischen Alpha („α“). Das Alpha ist der erste Buchstabe des griechischen Alphabets, daher steht Alpha für „Anfang“, noch symbolischer für „Geist“ (umgangssprachlich auch das „Höchste“, „Größte“, „Beste“). Die Sieben ist ebenfalls eine hoch symbolische Zahl.
Das stereotype Satzfragment, das sowohl für die Unendlichkeit der Möglichkeiten, als auch für eine gewisse Langeweile stehen kann, ist als offenes Denkangebot an Studierende und andere Universitätsbesucher gedacht. Ein weiterer Aspekt ist der in der Universität vermittelte Prozess des Lesens und Verstehens, den der Schriftzug verbildlicht und im Wortsinn auch „spiegelt“.
(nrw-skulptur)
Standort:
Ruhr-Universität-Bochum
Gebäude ID, Ebene 04
Universitätsstraße 150
44801 Bochum
Siehe auch:
Kunst an der Ruhr-Universität Bochum:
Evolution (Hanns Holtwiesche)
Keramikwand (Victor Vasarely)
Grand Vitrail Cinetic (Victor Vasarely)
Verkleidungen der Versorgungskerne
Ziegelrelief Universitätsbibliothek (Henryk Dywan)
Schriftzug „Ruhr-Universität“ (Henryk Dywan)
Tor und Doppelwinkel (Friedrich Gräsel)
Wasserrelief Forumsbrunnen (Erich Reusch)
Kreuzblütler (Anatol)
Sandmühle (Günther Uecker)
Toutes Directions (Yaacov Agam)
Metrical Construction (David Rabinowitch)
Trace (James Reineking)
Grande Diagonale (Giuseppe Spagnulo)
Two Open Rectangles Excentric Triangular Section, Variation VII (George Rickey)
Leuchtschriften an der Universitätsbibliothek (Mischa Kuball)
Guernica (Reproduktion)
Graffiti
Nachlesen:
Wikipedia: Lawrence Weiner
Spiegel online: Lawrence-Weiner-Retrospektive: Wenn Wörter zu Skulpturen werden (2008)
RUBENS: & so Weiter
RKM: & so Weiter ...
kunstgebiet.ruhr: & so Weiter ...
nrw-skulptur: & so Weiter
Hatje Cantz Verlag: Lawrence Weiner
Skulptur Projekte: Lawrence Weiner 1997
Iconophilia: qualia-interalia
Wikipedia: Et-Zeichen