artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Stahlplastik vom Springerplatz „Deux segments de droite, l'un horizontal l'autre vertikal“ (1979/80,2012)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

François Morellet (*1926)
1979/80, 2012
Stahl

Die für das 1. Bochumer Bildhauersymposium 1979/80 entworfene Installation von François Morellet, ist am 7.9.2012 an ihrem neuen Standort am Finanzamt Süd feierlich der Öffentlichkeit übergeben worden.

Die Morellet-Installation am Springerplatz war seit Beginn der Sanierungsmaßnahmen am Schulgebäude (2010) nur noch ein Torso. Der senkrechte Balken am der Schulfassade wurde entfernt. Im März 2011 wurde die neue Feuertreppe an der Fassade fertiggestellt und damit offensichtlich, dass die Installation nicht mehr wiederhergestellt werden kann. Dabei war die Installation erst im Herbst 2004 durch bürgerschaftliches Engagement für 10.000 Euro restauriert und im April 2005 in Anwesenheit des Künstlers wieder der Öffentlichkeit übergeben worden.

Merkwürdig, dass sich bei Beginn der Planungen anscheinend niemand darüber Gedanken gemacht hatte.

François Morellet hatte das Werk im Rahmen des 1. Symposiums Stadt und Bildhauerei (1979/80) getreu den Vorgaben für genau diesen Ort am Springerplatz im Griesenbruch konzipiert. Es lässt sich nicht einfach so an einen anderen Ort verbringen. Nach dem Planungsdesaster musste eine Lösung gefunden werden.

Zusammen mit dem Künstler hat die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum die zur Königsallee gelegene Fassade des Finanzamts Bochum Süd, neben den Kammerspielen, als neuen Standort für die Plastik ausgesucht. Im Gegensatz zum Springerplatz im Griesenbruch handelt es sich bei diesem Standort sicherlich nicht um einen sozialen Brennpunkt in einem Problemviertel.

Die Installation („Deux segments de droite, l'un horizontal l'autre vertikal“) besteht aus zwei gleich großen, 5 m langen, 30 cm hohen, hohlen Stahlprofilen mit quadratischem Querschnitt.
Das eine hängt senkrecht an der Fassade im Hintergrund, das andere liegt waagerecht parallel zum Gebäude auf dem Rasen, 5,50 m vom Bürgersteig entfernt. Die signalrote Farbe der Profile abstrahiert sie von ihrer Umgebung. Durch den Abstand zwischen dem Standpunkt des Betrachters und dem Gebäude erscheint das senkrechte Profil kürzer. Der Abstand des liegenden Profils vom Betrachter ist notwendig. Beim Vorübergehen „wandert“ das senkrechte Objekt oberhalb des liegenden mit dem Betrachter. Der Raum wird zur Fläche, die Distanz bleibt. Raum und Fläche gehen ineinander über.

François Morellet ist ein zeitgenössischer französischer Künstler, der sich vor allem mit Malerei, Lichtkunst, Kinetischer Kunst, Bildhauerei und Kupferstich beschäftigt hat. Durch Morellets provozierende Haltung und seinen Humor sind seine Werke dem Dadaismus näher als denen der geometrischen Abstraktion und der Minimal Art.
François Morellets Arbeit ist stark von einem scheinbaren Widerspruch geleitet, der einerseits auf der strikten rationalen Anwendung systematischer Überlegungen beruht, und andererseits von surrealistisch anmutenden Wortspielereien und dadaistischem Humor und vor allem vom Zufall geprägt ist.

François Morellet über sich selbst:

Ja, ich bin ein ungläubiger Orthodoxer, ein Lästerer aller Glaubensrichtungen! Oder, um mich weniger geschwollen auszudrücken, ich meide das Transzendentale und Seriöse. Mir scheinen Humor, Ironie, Spott und Frivolität die notwendige Würze zu sein, um Quadrate, Systeme und alles Übrige verdaulich zu machen.

François Morellet über Kunst:

Seit 1970/71, nachdem ich gemerkt hatte, dass es „der aufgeklärte Kunstliebhaber ist, der den Werken einen Sinn verleiht“ - ohne Rücksicht darauf, was der Autor zu sagen oder zu schreiben hatte und oft im krassen Gegensatz zur Interpretation anderer Kommentatoren - habe ich ... den Schluss gezogen, dass „...die bildende Kunst es dem Betrachter erlauben muss, das in ihr zu finden, was er möchte, das heißt das, was er von sich aus mitbringt. Kunstwerke sind Picknickplätze, spanische Wirtshäuser, wo man das verzehrt, was man selber mitgebracht hat...“.

Standort:
Finanzamt Bochum Süd, Fassade zur Königsallee
44789 Bochum

Siehe auch:
Terminal

Die Werke des 1. Bochumer Symposiums Stadt und Bildhauerei:
Das 1. Bochumer Symposium Stadt und Bildhauerei 1979/80
Stahlcollage Stadtpark
Allegorie auf den Trojanischen Krieg
Streichelmaschine
Stahlplastik Am Thie
Lebensbaum
Atmende Säule
Faltplastik „Stahlfalter“
Stahlplastik Ruhrlandhalle

François Morellet in Bochum:
Skyline
concrete erection, La Plate-bande n° 2

Nachlesen:
DerWesten.de: Kunst vom Springerplatz vertrieben
Wikipedia: François Morellet
Museum Ritter: Ein Gespräch mit François Morellet
art: François Morellet
Galerie m, Bochum: François Morellet
virtuelles museum moderne nrw: François Morellet

Literatur:
Stahlstandorte. Terminal von Richard Serra und neun Werke des 1. Bochumer Symposiums Stadt und Bildhauerei 1979/80, Broschüre, Stadt Bochum Kulturamt und Kunstmuseum Bochum, 1987.
François Morellet in Bochum, Katalog, Kunstmuseum Bochum, 2011.

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Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1800 von 6000 Arbeitsstellen werden abgebaut.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

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