Stahlplastik Am Thie (1979/80)
Abraham David Christian (*1952)
1979/80
Stahl
Kunst entsteht für Christian erst in der Betrachtung des Betrachters eines Kunstwerks. Das Verhältnis zu der Stahlplastik Am Thie ist ein Spiegelbild des Verhältnisses der Menschen untereinander, erklärte er bei einem Künstlergespräch anlässlich der Aufstellung seines Werkes.
Obwohl Christians Arbeit relativ klein ist, wirkt sie durch ihre sichtbare Schwere platzbeherrschend. Die Klarheit und zwingende Einfachheit der Formen erzeugen Kraftfelder, die den Betrachter zur Distanz zwingen und dennoch kommunikativen Aufforderungscharakter haben. (Ingo Bartsch, Stahlstandorte, 1987)
1977 beschloss die Stadt Bochum, das Terminal von Richard Serra anzukaufen. Das Terminal war eine Provokation. Ein Sturm der Entrüstung brach los. 1978 Jahr initiierten daher der Direktor des Museums Bochum, Dr. Peter Spielmann und der Kulturdezernent, Dr. Richard Erny, ein Bildhauersymposion in Bochum, mit dem Ziel „das Verständnis der Bevölkerung für die Problematik der modernen Kunst zu wecken“.
Die im Rahmen des Symposions zu schaffenden Kunstwerke sollten „dem Lebensraum Industriestadt durch Kunstakzente ein Stück Urbanität hinzugewinnen“. Vorgegeben war die Nutzung des Materials Stahl. Material, Know-How und Arbeitsleistungen wurden von Bochumer Firmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Künstler konnten die Standorte für ihre Werke selbst bestimmen, die Arbeiten sollten sich mit der jeweiligen Umgebung auseinandersetzen. Eine international besetzte Jury wählte neun Künstler aus Europa aus, die bereit waren, sich zu beteiligen. Die entstandenen Werke wurden von der Stadt Bochum angekauft.
Das Ergebnis führte wiederum zu sehr kontroversen Diskussionen. Die Kluft zwischen den populären Auffassungen von Kunst und deren experimentellen Erscheinungsweisen ist zu jeder Zeit tief. Die Einsicht, dass Rost aus künstlerischer Sicht seinen eigenen Wert hat, ist schwer zu vermitteln.
Abraham David Christian (* 1952 in Düsseldorf) ist ein deutscher avantgardistischer Zeichner, Bildhauer und Konzeptkünstler. Joseph Beuys machte ihn zu seinem Schüler an der Kunstakademie Düsseldorf. Im Jahr 1972 nahm Christian im Alter von 19 Jahren an der Documenta 5 in Kassel teil. Er rebellierte dort gegen seinen Meister Joseph Beuys. 1978 erhielt er den Villa Romana-Preis.
Abraham David Christian vertritt eine radikaldemokratische Kunstauffassung. Für ihn kommt Kunst aus der Gesellschaft und gehört ihr damit auch. Dazu gehört die strikte Trennung von Kunst und Künstlerpersönlichkeit. Bis heute haben die meisten seiner Werke keine Titel.
1979 war er mit einer Einzelausstellung in der Galerie m, Bochum vertreten.
Standort:
Am Thie
44869 Bochum
Siehe auch:
Terminal
Die Werke des 1. Bochumer Symposiums Stadt und Bildhauerei:
Das 1. Bochumer Symposium Stadt und Bildhauerei 1979/80
Stahlcollage Stadtpark
Allegorie auf den Trojanischen Krieg
Stahlplastik Springerplatz
Streichelmaschine
Lebensbaum
Atmende Säule
Faltplastik „Stahlfalter“
Stahlplastik Ruhrlandhalle
Nachlesen:
Wikipedia: Abraham David Christian
Abraham David Christian: Homepage
Galerie Rothamel: Abraham David Christian
Literatur:
Stahlstandorte. Terminal von Richard Serra und neun Werke des 1. Bochumer Symposiums Stadt und Bildhauerei 1979/80, Broschüre, Stadt Bochum Kulturamt und Kunstmuseum Bochum, 1987.