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Stadtbahnhof Lohring (Linie 302/310) (1997-2006)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

Architekten: Rübsamen + Partner
Künstler: Eva-Maria Joeressen (*1956) 102 METER ÜNN, Klaus Kessner (U-Musik)

Der U-Bahnhof Lohring ist einer der größten stützenfreien U-Bahnhöfe Deutschlands. Die unterirdische Halle hat eine Länge von 90 Metern und wurde bergmännisch, also im freien unterirdischen Vortrieb erstellt. Mit einer Breite von knapp 19 Metern und rund 14,50 Metern Höhe weist sie einen der größten Querschnitte auf, die auf diese Weise jemals in Deutschlands erstellt wurden. Die Wirkung dieses Raumes zu erhalten war das vorrangige Ziel der Architekten.

Auszug aus einem Interview des Architekten-Magazins build (6/2008) mit Holger Rübsamen, dem Architekten des Bahnhofs Lohring:

build: Vor zwei Jahren habt Ihr den U-Bahnhof Lohring in Bochum fertig gestellt, dessen Realisierung Architektur mit Bildender Kunst und einer Ambient-artigen Soundinstallation verknüpft und mehrfach preisgekrönt wurde, unter anderem mit dem Renault Traffic Design Award. Wie hat sich die ungewöhnliche Kooperation zwischen den Disziplinen entwickelt?

Holger Rübsamen: Ausgangspunkt war im konkreten Fall des U-Bahnhofs Lohring dieser beeindruckende unterirdische Raum, ein leicht geschwungenes, rund 100 Meter langes Gewölbe. Wir fanden schnell die auf wenige Aussagen reduzierte architektonische Konzeption - der freie Blick in den durch Einbauten unberührten Raum, ein beleuchteter Glasboden, darauf alle technischen Einrichtungen, am Ende als Raumbegrenzung die rote Wand. Der Gedanke, dass der Abstraktionsgrad dabei vielleicht zu groß werden könnte, hat uns dann zur Zusammenarbeit mit Eva-Maria Joeressen geführt, zumal wir zuvor schon bei anderen Projekten die Kooperation mit Bildenden Künstlern gesucht hatten. Eva-Maria Joeressen hat die Konzeption des gelben Lichtkreuzes auf roter Wand und die in Korrespondenz zum beleuchteten Glasboden stehenden Lichtlinien am Gewölbe entwickelt. So verweist zum Beispiel das Lichtkreuz als Abbildung der oberirdischen Kreuzung auf die Verortung des Topos: „102 Meter üNN“, während die Lichtlinien die Bewegungsabläufe der Menschen und der U-Bahn-Züge reflektieren. Später haben wir den Komponisten Klaus Kessner gebeten, sich mit der erstaunlichen Akustik des Raumes zu beschäftigen. Es ist eine Klanginstallation entstanden, deren akustisches Material sich ausschließlich aus dem Ort formiert und die dieses in immer neuen Varianten wiedergibt.

Mikrofone, angebracht an Schienen, Treppen und Automaten übertragen die Geräusche zu einem Computer, der durch Umformung neue Töne wiedergibt und eigene Rhythmen moduliert. Diese einmalige Ton- Installation in einem U-Bahnhof schuf der Kölner Komponist Klaus Kessner.

Standort:
Bahnhof Lohring (Linie 302/310)
Wittener Straße / Lohring
44789 Bochum

Siehe auch:
Stadtbahn Hauptbahnhof
Stadtbahn Rathaus Nord/Süd
Stadtbahn Rensingstraße (U35)
Stadtbahn Bergbau-Museum (U35)
Stadtbahn Engelbert Brunnen / Bermudadreieck (Linie 308/318)
Stadtbahn Rathaus Süd (Linie 302/310)
Stadtbahn Bochumer Verein / Jahrhunderthalle (Linie 302/310)

Nachlesen:
Wikipedia: Stadtbahn Bochum, bauliche Besonderheiten
Rübsamen + Partner: Lohring
joeressenkessner: Lohring
build-magazin: Interview Holger Rübsamen (06/2008)
baukunst-nrw: Lohring
bochum.de: Stadtbahn Lohring

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Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2004  Bochum ist seit 100 Jahren Großstadt.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1800 von 6000 Arbeitsstellen werden abgebaut.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

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