Kortum-Brunnen (1986-87)
Karl Ulrich Nuss (*1943)
1986-87
Bronze
Bochumer Heimatverbände und Bürger hatten immer wieder versucht, dem Bochumer Arzt, Lokalhistoriker und Dichter der „Jobsiade“ Dr. Carl Arnold Kortum (1745-1824) ein Denkmal zu errichten. Die Deutsche Bank ermöglichte schließlich 1986 im Zug ihres Neubaus am Husemannplatz die Realisierung eines Bronzebrunnens.
Auf der Brunnenplatte sind zwei Zeilen aus der Szene der Jobsiade des Carl Arnold Kortum eingraviert, die der Brunnen darstellt:
Über diese Antwort des Kandidaten Jobses
geschah allgemeines Schütteln des Kopfes
Der Kortumbrunnen auf dem Husemannplatz, der wegen der dargestellten Szene auch Jobsbrunnen genannt wird, ist wohl das prominenteste Denkmal für Carl Arnold Kortum in Bochum.
Entwurf, Modell und künstlerische Ausführung besorgte der schwäbische Bildhauer Karl Ulrich Nuss aus Weinstadt-Strümpfelbach bei Stuttgart; gegossen wurden die bronzenen Einzelteile in der Kunstgießerei Straßacker in Süßen.
Der Kortumbrunnen ist kein Brunnen im hergebrachten Sinn: Nuss läßt eine der berühmtesten Szenen aus der Jobsiade, das hochnotpeinliche Examen des Kandidaten Jobs, auf drei unterschiedlichen Ebenen ablaufen, dargestellt durch etwas skurrile überlebensgroße Bronzefiguren. Mit dem linken Bein auf dem Steinpflaster des Platzes, mit dem rechten auf der ersten und unteren, halbkreisförmigen Bronzescheibe steht selbstbewußt, aber in der Sache unglücklich, Jobs, der Kandidat. Vor und über ihm thronen - auf allerhöchster Ebene natürlich - zwei hochgelehrte, kopfschüttelnde Prüfer, ein dritter steht hoch aufgereckt zwischen ihnen und examiniert.
Der Künstler kontrastiert auf treffliche Weise den jugendlich-tumben Luftikus Jobs mit den drei verschrobenen, gestelzten und allemal hochnäsigen Gelehrtenkarikaturen.
Den eigentlichen Pfiff erhält die Szene durch einen Kunstgriff: Dem jungen Jobs gegenüber zieht - auf der anderen Seite des Brunnens - der alte Jobs hornblasend als heruntergekommener Nachtwächter - gleichsam wie einen Thespiskarren - die ganze Szene hinter sich her vom Platz."
(Eberhard Brand, „... klar, der Kaufhausgründer!“ - Carl Arnold Kortum und die Bochumer)
In Stil und künstlerischer Auffassung bildet der Kortum-Brunnen einen harten Kontrast zu der beinahe zeitgleichen und ehedem unmittelbar benachbarten Granit-Skulptur von Ulrich Rückriem oder auch zum zehn Jahr älteren Terminal. Bezeichnenderweise ist dieser sehr traditionell gestaltete Brunnen eines der beliebtesten Kunstobjekte in der Bochumer Innenstadt. Er fordert vom Betrachter keine Auseinandersetzung, sondern lädt zum Verweilen ein.
Wir leben im Zeitalter der Virtualität. Mit der Welt sind wir nur durch technische Medien verbunden. Raum, Zeit und Identität sind im Datenraum verschwunden. Wem das nicht paßt und dem Natürlichkeit, Langsamkeit und Körperbewußtsein noch etwas bedeuten, dem sei eine Begegnung mit den figürlichen Plastiken des Bildhauers Karl Ulrich Nuss empfohlen.
(Jörg Hennig Kokott, im Katalog: Sculture Karl Ulrich Nuss, Comune die Pergola 1999)
Standort:
Husemannplatz
44787 Bochum
Siehe auch:
Tana Schanzara
Steinbrunnen Husemannplatz
Kuhhirte
Nachlesen:
Wikipedia: Karl Ulrich Nuss
Wikipedia: Carl Arnold Kortum
bochum.de: Carl Arnold Kortum und die Bochumer
bochum.de: Auf Kortums Spuren quer durch Bochum
Karl Ulrich Nuss: Skulpturenpfad