artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Chile, Blutbeflecktes Land. Wandbild zu einem Gedicht von Pablo Neruda (etwa 1970)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

Künstlergruppe Brigade Louis Corvalan (Chile)
etwa 1970
Wandfarbe

Das Wandbild an der Südseite des HGA zwischen Audimax und GA illustriert ein Gedicht von Pablo Neruda:

Chile,
Blutbeflecktes Land
Weiter für die Einheit
Kampf dem Tyrannen
Niemals besiegt.

Das Wandbild aus den 1970er Jahren hat bereits eine literarische Würdigung durch den Bochumer Autor Ulrich Schröder erfahren. In seiner Kurzgeschichte „Exorbitanz und Wahnsinn“, die an einer fiktiven RUB spielt, heißt es:

Nur einen einzigen jener Orte will er noch aufsuchen, die ihm hier einmal wichtig waren, als er sich noch mit der Akademie verbunden gefühlt hatte; als es auf dem Campus endlose politische Debatten gegeben hatte, die sich jenseits jeglicher Exorbitanz bewegten; als die Zukunft seines Faches noch sicher schien. Einen Ort, der eine Geschichte zu erzählen hat. Einmal noch begibt er sich zu einer etwas entlegenen Stelle, wo ein inzwischen verblichenes Wandbild zu sehen ist, das aus einer schier endlosen Menge von Köpfen, Armen und Händen besteht, umringt von Ketten, die es zu sprengen gilt; ein Bild, das eine Botschaft übermitteln will; eine Botschaft, die direkt ihren Weg mitten ins Herz des Betrachters findet Daß es sich lohnt, für seine Ideale zu kämpfen, was auch immer passieren mag. Daß es irgendwann gelingen wird, das Joch politischer Unterdrückung abzuschütteln, Unrecht zu beenden und eine neue Ära der Menschlichkeit anbrechen zu lassen. Darunter steht ein Schriftzug, der Pablo Neruda zugeeignet ist: Chile blutbeflecktes Land sind die ersten Worte - der Rest ist kaum noch zu entziffern. Nemo wünschte, jemand würde sich des Bildes annehmen und es restaurieren, bevor es zu spät ist. Bevor die letzten Reste verwittert sind. Bevor ein übereifriger Hochschulpräsident auf die Idee kommt, dies alles mit einem Hochdruckreiniger hinwegzufegen. Dann plötzlich der absurde Gedanke an den Super-GAU: Was wäre, wenn eine Mini-Replik des restaurierten Gemäldes die Visitenkarte des real existierenden Präsidenten der größten anzunehmenden Hochschule zieren würde - eine groteske Vorstellung.

Standort:
Zwischen Audi-Max und Gebäude NA, eine Ebene unter dem Forumsplatz. Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
44801 Bochum

Siehe auch:
Guernica (Reproduktion)
Hoffnungen, Träume und Ängste der RUB-Studenten

Nachlesen:
Wikipedia: Pablo Neruda
Wikipedia: Luis Corvalán
Ulrich Schröder: Exorbitanz und Wahnsinn. In: Geld schreibt. Kurzprosa aus dem Ruhrgebiet von Ralph Köhnen und Ulrich Schröder (Hrsg.) Brockmeyer 2009, Seite 157ff.

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Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2004  Bochum ist seit 100 Jahren Großstadt.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1500 von 6000 Arbeitsplätzen in Gefahr.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

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