artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Krieger-Ehrenmal Löwendenkmal (1928)

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Willy Meller (1887-1974)
Köln
1928
Stein

Das Denkmal wurde 1928 vom „Deutschen Reichskriegerbund `Kyffhäuser´“ gestiftet und wurde mit einer pompösen Helden-Gedächtnisfeier für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs eingeweiht. Ab 1925 veranstaltete der Kyffhäuserbund gesamtdeutsche Kriegertage. Zuerst symbolträchtig in Leipzig am Völkerschlachtdenkmal, danach 1927 in Berlin.
Im Januar 1923 hatten französische und belgische Truppen das gesamte Ruhrgebiet besetzt. Die Besetzung löste in der Weimarer Republik einen Aufschrei nationaler Empörung aus. Die Reichsregierung rief die Bevölkerung zum passiven Widerstand auf. Reparationen wurden nicht mehr gezahlt, Industrie, Verwaltung und Verkehr mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt. Ehemalige Freikorpsmitglieder und auch Kommunisten begingen Sabotageakte und Anschläge gegen die Besatzungstruppen. Die Situation eskalierte und forderte 137 Tote. Die Besetzung des Ruhrgebiets endete im Juli/August 1925.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht ohne Bedeutung, dass der brüllende Löwe hier sich 1928 mit der abgebrochenen Lanze in der Flanke nach Westen, gegen Frankreich richtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das vor dem Gymnasium Schillerschule gelegene Denkmal wiederholt symbolischer Ort nationalistischer und antifaschistischer Auseinandersetzungen. 1983 wurde versucht, das Wort „unbesiegt“ zu auszulöschen, woraufhin es von anderer Seite in goldgelber Farbe nachgezeichnet wurde.
1987 wurde diskutiert, ob das Denkmal nicht besser abgerissen werden sollte. Schließlich wurde 1990 eine Erläuterungstafel neben der alten Inschrift angebracht, die zur friedlichen Verständigung zwischen den Völkern aufruft.

Nach dem Ersten Weltkrieg schuf der Kölner Bildhauer Willy Meller mehrere Kriegerdenkmäler, u.a. eben in Bochum. Mit diesen Denkmälern empfahl er sich in Aussage und Formensprache den Nationalsozialisten. Seit 1937 war Meller NSDAP-Mitglied und zu seinem 50. Geburtstag 1939 ernannte Adolf Hitler ihn zum Professor. Die Bauplastik für die NS-Ordensburg Vogelsang, darunter das „Sportlerrelief“, der „Fackelträger“ und der deutsche Mensch, stammt weitgehend von Willy Meller.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Meller seine Arbeit im öffentlichen Raum fortsetzen. Es entstanden in den 1950er und sogar noch in den 1960er Jahren erneut Plastiken und architekturgebundene Arbeiten, deren Stilistik sich nicht von seinen vorherigen Arbeiten unterschied.
1962 erhielt er in Oberhausen den Auftrag für ein Mahnmal zum Gedenken an die Frauen und Männer des lokalen Widerstandes. Im gleichen Jahr gestaltete er zwei Reliefs in und an der Hauptpost Bochum.

Standort:
Königsallee / Waldring
Waldring 71
44789 Bochum,

Siehe auch:
Schaffender Mensch
Relief an der Hauptpost
Kadesh auf einem Löwen

Nachlesen:
Wikipedia: Willy Meller
Wikipedia: Löwendenkmal Bochum

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Chronologie 1914-1945

1914  Bis zum Ersten Weltkrieg steigt die Jahresförderung (Ruhrgebiet) auf 114 Millionen Tonnen, gefördert von 440.000 Beschäftigten.

1914  Rhein-Herne-Kanal und erstes Teilstück des Datteln-Hamm-Kanals fertiggestellt.

1914/18  Erster Weltkrieg. Die Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet macht Riesengewinne. Die Bevölkerung hungert.

1915  Der Rohbau des Kaufhauses der Gebrüder Alsberg (später Kaufhaus Kortum) ist fertiggestellt, doch muss er als Lebensmittellager dienen

1919  Saladin Schmitt wird Intendant des Bochumer Stadttheaters.

1920  Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (heute Regionalverband Ruhr) gegründet

1922  höchste Beschäftigtenzahl im Ruhrbergbau: 576.644 Personen.

1923  Zwischen dem 11. und dem 16. Januar besetzen französische und belgische Truppen das gesamte Ruhrgebiet. Ein Aufschrei nationaler Empörung geht durch die Weimarer Republik. Die Reichsregierung ruft die Bevölkerung zum passiven Widerstand auf. Industrie, Verwaltung und Verkehr werden mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt.

1925  Das Friedrich-Lueg-Haus wird als erstes Hochhaus Bochums eröffnet.

1928  Der neue Schacht 12 der Zeche Zollverein in Essen ist mit 12.000 t/Tag die Schachtanlage mit der größten Förderrate im Ruhrbergbau überhaupt.

1929  Bochum ist mit 74 Schachtanlagen Europas grubenreichste Gegend.

1930  Die Gebr. Alsberg AG mit ihrem Umsatz von 200 Millionen Reichsmark steht im Handel an dritter Stelle hinter den Unternehmen Hermann Tietz (Hertie) und Rudolf Karstadt.

1931  Das neue Bochumer Rathaus wird eröffnet.

1932  In Bochum und Wattenscheid zählen zur jüdischen Religionsgemeinschaft 1.288 Personen.

1933  Gründung des Bochumer Tierparks.

1935  Im Kaufhaus Kortum (vorher Alsberg) liegt ab August 1935 die „Bescheinigung über den erfolgreichen Vollzug der Arisierung“ in einer Vitrine im Eingangsbereich aus.

1938  Am 9. November 1938 findet die Pogromnacht statt. Die ersten jüdischen Bürger werden in die Konzentrationslager verschleppt. Zerstörung von jüdischen Einrichtungen und Wohnungen. Etwa 500 jüdische Bürger sind namentlich bekannt, die in den folgenden Jahren bei der Shoa umkamen, darunter 19, die jünger als 16 Jahre alt waren. Im Dezember 1938 beginnt die jüdische Volksschullehrerin Else Hirsch mit der Organisation von insgesamt 10 Kindertransporten nach Holland und Großbritannien, um jüdische Kinder und Jugendliche zu retten.

1938  Im Zuge der Gleichschaltung entsteht der VfL Bochum am 15. April 1938.

1943  Am 13. und 14. Mai sowie 12. und 13. Juni erfolgen die ersten von 150 größeren Bombenangriffen auf Bochum.

1944  Im Spätherbst 1944 sind insgesamt etwa 32.500 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen und Kriegsgefangene in Bochum registriert, es gibt mehr als 100 Lager.

1944  Am 4. November 1944 treffen binnen 1 Stunde zwischen 19 und 20 Uhr 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben die Stadt. 1.300 Menschen starben, 2.000 werden verwundet und 70.000 werden obdachlos.

1945  Am 10. April 1945 marschieren die Amerikaner in Bochum ein. Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund sind zu 50-70 % zerstört. Flüchtlinge strömen in das Ruhrgebiet.

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