artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Vierling (1989)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

Anselm Treese (Dortmund, 1930-2004)
1989
Beton

„Haben Sie moderne Kunstwerke?“
diese Frage stellte das Kulturamt der Stadt Bochum 1989 an alle Bürger. Die Suche richtete sich auf „alle ortsgebundenen Kunstwerke, die im Zeitraum der letzten 100 Jahre auf Bochumer Stadtgebiet an öffentlich zugänglichen Stellen errichtet oder angebracht wurden“. Wer sich als Kunstbesitzer oder Auftraggeber meldete, bekam einen Fragebogen mit 12 Fragen zugeschickt.

Das Projekt mündete zwei Jahre später in die Veröffentlichung des Buches „Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum“.

Auch der Auftraggeber und Eigentümer der Plastik vor dem Wohnhaus Franziskusstraße 41 hatte sich gemeldet und gab 12 Antworten auf 12 Fragen.
Im Jahr 1987 war seine Frau nach langer Krankheit verstorben und dieser Einschnitt motivierte zu der Suche nach einem künstlerischen Symbol für die gemeinsame, erlebte Zeit.

 1. Gibt es einen Titel für das Kunstwerk?
    Der Künstler hat dem Kunstwerk den Titel "Vierling" gegeben.
 2. Welche/r Künstler schuf/en das Werk? (Idee und Ausführung)
    Der Künstler ist Herr Anselm Treese, Benninghofer Straße 235, 
    4600 Dortmund 30 (Loh)
 3. Wann ist es entstanden/installiert worden?
    Es ist 1988 entstanden und im Januar 1989 auf das vorbereitete 
    Fundament im Vorgarten des Hauses Franziskusstraße 41 gebracht worden.
 4. Aus welchem Material/ien ist es gefertigt?
    Es besteht aus Beton mit einer Stahlarmierung.
 5. Kennen Sie die Maße?
    Länge ca. 2,50 m, Höhe 0,90 m
 6. Wer ist der Eigentümer? Wer betreut das Objekt?
    Es ist mein Eigentum.
 7. Wo befindet sich das Kunstwerk? Hat es seinen Standort 
    irgendwann einmal gewechselt?
    Das Kunstwerk ist direkt auf diesen Standort gebracht 
    worden und stand vorher nirgendwo anders.
 8. Wurde es für diesen Ort geplant und/oder hergestellt?
    Es wurde für diesen Standort geplant und hergestellt.
 9. Welche Motive führten zur Aufstellung/Anbringung?
    Das Kunstwerk liegt vor dem Elternhaus meiner vier Kinder. 
    Die Idee des Künstlers wollte aussagen, wie sich die vier Kinder 
    in Form von vier Strängen aus einem gemeinsamen Zweierwickel lösen 
    und ins Freie streben. So gesehen ist es also eine Verdeutlichung  
    des Familienlebens meiner Familie. Zugleich zeigt es die Verbindung 
    der vier Kinder untereinander.
10. Wie wurde es finanziert? Z. B. durch eine Stiftung?
    Ich habe die Steinplastik allein bezahlt.
11. Wie reagieren Publikum oder Passanten auf das Kunstwerk?
    Passanten reagieren interessiert und fragen gerne, wenn sie 
    Gelegenheit dazu haben, nach dem Sinn. Auf Erklärung hin 
    reagieren sie sehr positiv.
12. Haben Sie weitergehende Informationen? Fotos?
    Als Anlage finden Sie eine Reihe von Fotos, von denen einige den 
    Künstler zeigen.
Anselm Treese war ein Dortmunder Bildhauer, der vor allem durch abstrakte Betonplastiken im öffentlichen Raum bekannt wurde. Nach 1983 arbeitete er vor allem mit Ziegel als Material und gestaltete Eingänge und Wände vieler Gebäude der öffentlichen Hand mit abstrakten Reliefs.

Seine bekannteste Betonplastik realisierte er 1975 auf dem Kirchplatz der Reinoldi-Kirche in Dortmund. Heute befindet sich die Plastik auf einer Grünfläche im Kreuzungsbereich von B 54 und B 1.

Das Arbeitsamt Bochum war seine erste große Arbeit mit Klinkern. Er gestaltete im Inneren des Gebäudes einundzwanzig Wandflächen mit Ziegelreliefs. Als Material diente immer derselbe genormte Klinker.

Die Verwendung von Ziegel als Baustoff hat im Ruhrgebiet eine lange Tradition. Die erforderlichen Rohstoffe Ton und Kohle standen vor Ort zur Verfügung. Das Polizeipräsidium Bochum ist ein Beispiel für den Backsteinexpressionismus in den 1920er Jahren.

Klinker sind Ziegel, die unter so hohen Temperaturen gebrannt sind, dass durch den beginnenden Sinterprozess die Poren des Brenngutes geschlossen werden. Klinker nehmen kaum Wasser auf und sind sehr widerstandsfähig. Der Name rührt daher, dass beim Zusammenschlagen zweier Klinker ein hoher Klang entsteht.

Im Eingangsbereich des Wohnhauses Franziskusstraße 41 befindet sich eine weitere, kleinere Plastik von Leonard Wübbena, eine Wächter- oder Engelsfigur.

Standort:
Franziskusstraße 41
44795 Bochum

Siehe auch:
Schraube
Hoheitszeichen am Polizeipräsidium
Steinskulptur am „Arbeitsamt“

Nachlesen:
Wikipedia: Anselm Treese
Wikipedia: Klinker

...vorheriges | zurück | nächstes...

 Zur vorhergehenden Seite

Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2004  Bochum ist seit 100 Jahren Großstadt.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1500 von 6000 Arbeitsplätzen in Gefahr.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

Nächstes Pfeil