Brüder - Kain und Abel (2004)
Anatol (Karl-Heinz Herzfeld) (*1931)
2004
Findlinge
Anatol, der große Schüler des noch größeren Joseph Beuys, stellte 2004 im Park der Augusta-Kranken-Anstalt die zwei Findlinge „Kain und Abel“ auf. Die „Brüder“ fanden ihren endgültigen Platz nahe der zehnköpfigen „Familie“ des Künstlers. Die beiden Brüder stehen sich gegenüber. Es wirkt, als wenn sie sich fixieren. Die Skulpturen waren im Rahmen einer Kunstaktion in Düsseldorf entstanden und hatten für drei Monate ihren Platz vor dem Düsseldorfer Museum Kunst-Palast gehabt. Beide Findlinge waren ein Teil der Mecklenburger Endmoräne in der Nähe von Cottbus.
Außer den Skulpturen im Park gibt es noch weitere Werke von Anatol im obersten Geschoss von Haus 1 der Augusta-Kranken-Anstalten. Dort ist ein spezieller Anatol-Raum mit einem Stuhl, einem Kreuz und Menschenbildern eingerichtet.
Seine erste Ausstellung in Bochum hatte Anatol 1972 beim Kunstverein. Zu seinem 70. Geburtstag 2001 präsentierte das Kunstmuseum eine umfassende Werkschau mit dem Titel „SPUREN suchen - legen - lesen“.
Anatol sucht permanent den unmittelbaren Kontakt zu einem Gegenüber. Ohne Hemmungen spricht er jeden Fremden an, provoziert durch Stellungnahmen innerhalb eines Redeschwalls über unterschiedlichste Themen aus Politik, Wissenschaft und Kunst, um dann nahtlos zu seinen Arbeiten überzugehen, in denen sich das eben gesagte visualisiert. Anatol verliert sein Gegenüber hierbei nicht aus den Augen, im Gegenteil: Er nimmt jeden Unterton wahr und analysiert scharf die Reaktionen auf seine Worte und Werke. Die Situation seines Ateliers im Museum Insel Hombroich mit dem stetigen Publikumsverkehr entspricht dieser Methode auf ideale Weise; auch für die Bochumer Ausstellung gehört die Anwesenheit Anatols und die Nähe zum Ausstellungsbesucher zum Konzept. (Pressetext zur Ausstellung)
Anatol wurde als Karl-Heinz Herzfeld am 21. Januar 1931 in Insterburg, Ostpreußen als uneheliches Kind einer sehr jungen Mutter geboren. Sie gab ihn in eine Pflegefamilie ab, wo er als Kind bibelfester Eltern aufwuchs. Sein Pflegevater, den er stets als seinen Vater betrachtete, war überzeugter Sozialdemokrat. Er erlebte den Zweiten Weltkrieg in seiner Heimat Ostpreußen mit all ihren Schrecken. Die Vertreibung führte ihn in den Westen Deutschlands. Dort erlernte er zunächst das Schmiedehandwerk und wurde dann Polizist, vor allem mit einem Puppenspiel-Programm in Schulen. Seinen Beruf übte er bis zur Pensionierung aus. Nebenher studierte er an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf bei Joseph Beuys, der ihn sehr geprägt hat, und bei Carl Wimmenauer (1964-1972). Später (1979-1981) erhielt der Ostpreuße sogar einen Lehrauftrag an „seiner“ Akademie. Seit dieser Zeit lebt und arbeitet er in Düsseldorf und auf der Insel Hombroich in Neuss-Holzheim. Dort hat Anatol, wie sich Herzfeld als Künstler nennt (nach einer Figur aus Tolstois „Krieg und Frieden“), auch eine alte ostpreußische Bauernkate nachgebaut, die ihn - und nicht zuletzt auch die Besucher der Museumsinsel - an das unvergessene Land im Osten erinnert. Das gesamte Areal um dieses Gebäude, mitsamt der auf ihm befindlichen Arbeiten sind Eigentum Anatols. Testamentarisch wurde festgehalten, dass nach dem Tod Anatols das Areal in den Besitz der Stiftung Insel Hombroich übergeht und dieses so zu belassen sei, wie zum Zeitpunkt seines Todes.
Anatol hat einen zutiefst humanen Blick in die Welt. Er sieht die Menschen und was ihnen geschieht. Daraus gestaltet er seine Kunst.
Standort:
Augusta-Kranken-Anstalten
Zeppelinstraße
44000 Bochum
Siehe auch:
Familie (Steinkreis) (2002)
Kreuzblütler
Nachlesen:
Wikipedia: Anatol
virtuelles museum moderne nrw: Anatol
Das Ostpreußenblatt: Anatol