artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Drahtreliefs (Alleestraße) (ca. 1950)

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unbekannt
ca. 1950
Draht

Die Drahtreliefs an den Giebelseiten der als Werkswohnungen des Bochumer Vereins gebauten Häuser an der Alleestraße sind typisch für „Kunst am Bau“ in der frühen Nachkriegszeit um 1950.

Die weitgehende Zerstörung der Städte bei gleichzeitig schnell steigenden Bevölkerungszahlen erforderte sehr viele neue Wohnbauten. In deutlicher Distanz zur jüngsten Vergangenheit wurden unverfängliche, heitere Motive in einer nüchternen, leicht abstrahierten Formensprache bevorzugt.

Die moderne Geschichte der „Kunst am Bau“ beginnt in der Weimarer Republik, in den 1920er Jahren. Die Berufsverbände der bildenden Kunst forderten eine staatlich garantierte Beteiligung von Künstlern bei der Planung und Realisierung von öffentlichen Gebäuden. Man wollte dadurch der herrschenden Armut der Künstlerschaft begegnen und den „Hungerkünstlern“ durch die öffentliche Hand ein Auskommen sichern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte neben der Förderung der arbeitslosen Künstlerschaft auch der städtebauliche Aspekt in den Vordergrund. Die Erziehungsfunktion der bildenden Kunst wurde betont. Besonders bei „Kunst am Bau“-Projekten schien dies sinnvoll, waren doch die öffentlichen Plätze ein Versammlungsort der Jugend. Diese sollte durch die dort platzierte Kunst eine Wert- und Lebensorientierung erhalten. Dadurch wurde Verständlichkeit und Deutlichkeit in der Aussage notwendig. Die meisten „Kunst am Bau“-Projekte der 1950er Jahre gleichen daher eher dekorativen Wandmalereien mit Mosaikkunst, die sowohl in der figürlichen Formensprache als auch in ihren moralisierenden bis idealisierenden Aussagen von einem eher konservativen Geist getragen werden.

Standort:
Alleestraße 33-43
44793 Bochum

Siehe auch:
Drahtrelief Don Bosco
Drahtreliefs Am Sattelgut
Drahtrelief Castroper Straße

Nachlesen:
RUB: KUNST AM BAU in der Geschichte
RUB: KUNST AM BAU

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Chronologie 1945-1973

1945  Am 10. April 1945 marschieren die Amerikaner in Bochum ein. Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund sind zu 50-70 % zerstört. Flüchtlinge strömen in das Ruhrgebiet.

1948  Mit der Währungsreform beginnt das Wirtschaftswunder.

1950  leben im Ruhrgebiet mehr Menschen als 1939.

1950  Das Ruhrgebiet ist für zehn Jahre die wirtschaftliche Schlüsselregion der jungen Bundesrepublik.

1952  Von 100 Arbeitern hat einer ein Auto, 2 haben ein Motorrad.

1954  Das Schauspielhaus Bochum wird wiedereröffnet.

1955-67  Bochum baut in zwölf Jahren über 60 neue Kindergärten, Schulen, Turnhallen, Bäder, Friedhöfe und anderes wie Ruhrlandhalle, Planetarium, Kammerspiele.

1955  Am 20. Dezember wird das deutsch-italienische Anwerbeabkommen unterzeichnet. Erste Gastarbeiter kommen.

1956  Fritz Graetz eröffnet das Graetz-Werk in Bochum (später Nokia).

1956  Erste Ölraffinerie im Ruhrgebiet (Gelsenkirchen).

1957  Am 30.Mai wird der neue Hauptbahnhof in Bochum eröffnet.

1957  Am 5. Oktober 1957 gelingt es Heinz Kaminski, die Signale des Satelliten Sputnik zu empfangen.

1957  Der Bergbau erreicht seine größte Bedeutung in der deutschen Geschichte. Rund 600.000 Bergleute fördern 149 Millionen Tonnen Steinkohle. Das Revier erbringt 12,3 Prozent der westdeutschen Wirtschaftsleistung.

1958  Die Kleinzeche „Lieselotte“ wird am 30. September als erste Zeche in Bochum geschlossen, damit beginnt das Zechensterben im Ruhrgebiet.

1958  Innerhalb von nur zehn Jahren werden 78 Schachtanlagen geschlossen. Die Zahl der Beschäftigten halbiert sich. Importkohle und Erdöl ersetzen die heimische Steinkohle.

1959  Der Wiederaufbau der Probsteikirche wird abgeschlossen.

1960  Das Adam Opel AG Werk Bochum I wird gebaut.

1960  Eisen und Stahl haben Hochkonjunktur. Es gibt Vollbeschäftigung im Ruhrgebiet. Zunehmend werden Gastarbeiter eingestellt.

1961  Im Wahlkampf verspricht Willy Brandt erstmals den „blauen Himmel über der Ruhr“. Niemand nimmt das wirklich ernst.

1961  Bochum errichtet die erste geordnete Mülldeponie in Deutschland.

1962  Die Adam Opel AG eröffnet die erste von insgesamt drei Produktionsstätten in Bochum. Die Werke Bochum II/III werden errichtet. Opel schafft bis zu 20.000 Arbeitsplätze.

1963  Der autobahnähnliche Ausbau des Ruhrschnellweg zwischen Essen und Unna wird nach fast zehn Jahren Bauzeit abgeschlossen.

1963  Der Autobestand im Ruhrgebiet hat sich seit 1949 mehr als verzehnfacht .

1964  In der Bundesrepublik wird offiziell der einmillionste Gastarbeiter begrüßt. Er bekommt ein Mofa geschenkt.

1964  Das Zeiss Planetarium Bochum wird eröffnet.

1964  Am Ruhrschnellweg in Harpen wird das Ruhr-Park Einkaufszentrum als zweites in Deutschland eröffnet.

1965  Die Ruhr-Universität Bochum, erste Hochschule im Revier, wird eröffnet.

1966  Das letzte Grubenpferd geht in Rente (22. Juni Tobias, Zeche General Blumenthal, Recklinghausen, Gedenktafel am Bergbaumuseum).

1966  Das Kammerspielhaus am Schauspielhaus Bochum wird eröffnet.

1967  Mit Lothringen schließt die 51. Zechenanlage an der Ruhr.

1968/69  Die Ruhrkohle AG, RAG, wird gegründet.

1971  Der VFL Bochum steigt auf in die erste Bundesliga.

1972  Peter Zadek wird Intendant am Schauspielhaus Bochum.

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal).

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