Sgraffito „Bergbau“
Position in Karte zeigen (Neues Fenster).
unbekannt
1950er?
Sgraffito
Am oberen Ende der Straße „Am Sonnenberg“ befindet sich eine Zechensiedlung aus dem Jahr 1900/01 mit charakteristischen Flachdach-Ziegelhäusern. Bereits 1890 war „Am Röderschacht“ eine Siedlung mit baugleichen Häusern errichtet worden. Jedes Haus hatte vier Wohnungen mit separaten Eingängen (Kreuzgrundriss). Zu jeder Wohneinheit gehörte auf der rückwärtigen Gartenseite ein freistehender, massiv gemauerter Stall mit Toilette, die nur über den Hof erreicht werden konnte.
Beide Siedlungen gehörten zur Zeche Friedlicher Nachbar in der Baaker Mulde, von der vor Ort nur die Maschinenhalle erhalten ist, die heute für Ausstellungen und Designmessen genutzt wird.
Das Haus Nummer 29 am Sonnenberg trägt an der Seite ein Sgraffito mit einem Bergbaumotiv: Während die Heinzelmännchen unter Tage arbeiten, erholt sich der Bergmann an der Sonne mit einem Krug Wein: eine Allegorie auf den „Sonnenberg“. Das Sgraffito eines unbekannten Künstlers stammt vermutlich aus den 1950er Jahren. Das Haus trägt am Giebel die Jahreszahl 1906. Wahrscheinlich gehörte es ebenfalls zur Zeche Friedlicher Nachbar.
Vor dem Haus steht eine Reihe von Schalt- oder Verteilerkästen, die in einheitlicher Gestaltung mit Motiven einer Zechenanlage bemalt sind. Motivgerecht ist die Bemalung unbunt in Schwarz- und Grautönen gehalten. Die Szenerie zeigt die Zechenanlagen der Zeche Friedlicher Nachbar, wie sie auf einer zeitgenössischen Postkarte abgebildet sind.
Die Zeche Friedlicher Nachbar erhielt 1950 auf Schacht 2 ein neues Turmfördergerüst, das von dem bedeutenden Industriearchitekten des Reviers, Fritz Schupp, entworfen wurde. Friedlicher Nachbar wurde als eine der ersten Bochumer Zechen im Jahr 1961 stillgelegt. Das Fördergerüst wurde in den 1960er Jahren demontiert und auf der Schachtanlage Zollverein 1/2/8 in Essen neu aufgebaut. Dort steht es heute noch.
Der Schacht Friedlicher Nachbar 2 wird bis heute zur Wasserhaltung genutzt. Aus ihm wird nach wie vor Grubenwasser aus einer Teufe von ca. 200 Metern gepumpt.
Standort:
Am Sonnenberg 29
Straße
44879 Bochum
Siehe auch:
Nachlesen:
Wikipedia: Zeche Friedlicher Nachbar
Bergbauhistorischer Lehrpfad in Dahlhausen: Tafel 28, Bergmannssiedlung "Am Röderschacht"
Friedlicher Nachbar: Maschinenhalle
bochum.de: Zeche Friedlicher Nachbar
...vorheriges | zurück | nächstes...
Chronologie 1945-1972
1948 Mit der Währungsreform beginnt das Wirtschaftswunder.
1950 Im Ruhrgebiet leben mehr Menschen als 1939.
1950 Das Ruhrgebiet ist für zehn Jahre die wirtschaftliche Schlüsselregion der jungen Bundesrepublik.
1952 Von 100 Arbeitern hat einer ein Auto, 2 haben ein Motorrad.
1954 Das Schauspielhaus Bochum wird wiedereröffnet.
1955-67 Bochum baut in zwölf Jahren über 60 neue Kindergärten, Schulen, Turnhallen, Bäder, Friedhöfe und anderes wie Ruhrlandhalle, Planetarium, Kammerspiele.
1955 Am 20. Dezember wird das deutsch-italienische Anwerbeabkommen unterzeichnet. Erste Gastarbeiter kommen.
1956 Fritz Graetz eröffnet das Graetz-Werk in Bochum (später Nokia).
1956 Erste Ölraffinerie im Ruhrgebiet (Gelsenkirchen).
1957 Am 30.Mai wird der neue Hauptbahnhof in Bochum eröffnet.
1957 Am 5. Oktober 1957 gelingt es Heinz Kaminski, die Signale des Satelliten Sputnik zu empfangen.
1957 Der Bergbau erreicht seine größte Bedeutung in der deutschen Geschichte. Rund 600.000 Bergleute fördern 149 Millionen Tonnen Steinkohle. Das Revier erbringt 12,3 Prozent der westdeutschen Wirtschaftsleistung.
1958 Die Kleinzeche „Lieselotte“ wird am 30. September als erste Zeche in Bochum geschlossen, damit beginnt das Zechensterben im Ruhrgebiet.
1958 Innerhalb von nur zehn Jahren werden 78 Schachtanlagen geschlossen. Die Zahl der Beschäftigten halbiert sich. Importkohle und Erdöl ersetzen die heimische Steinkohle.
1959 Der Wiederaufbau der Probsteikirche wird abgeschlossen.
1960 Das Adam Opel AG Werk Bochum I wird gebaut.
1960 Eisen und Stahl haben Hochkonjunktur. Es gibt Vollbeschäftigung im Ruhrgebiet. Zunehmend werden Gastarbeiter eingestellt.
1961 Im Wahlkampf verspricht Willy Brandt erstmals den „blauen Himmel über der Ruhr“. Niemand nimmt das wirklich ernst.
1961 Bochum errichtet die erste geordnete Mülldeponie in Deutschland.
1962 Die Adam Opel AG eröffnet die erste von insgesamt drei Produktionsstätten in Bochum. Die Werke Bochum II/III werden errichtet.
Opel schafft bis zu 20.000 Arbeitsplätze.
1963 Der autobahnähnliche Ausbau des Ruhrschnellweg zwischen Essen und Unna wird nach fast zehn Jahren Bauzeit abgeschlossen.
1963 Der Autobestand im Ruhrgebiet hat sich seit 1949 mehr als verzehnfacht .
1964 In der Bundesrepublik wird offiziell der einmillionste Gastarbeiter begrüßt. Er bekommt ein Mofa geschenkt.
1964 Das Zeiss Planetarium Bochum wird eröffnet.
1964 Am Ruhrschnellweg in Harpen wird das Ruhr-Park Einkaufszentrum als zweites in Deutschland eröffnet.
1965 Die Ruhr-Universität Bochum, erste Hochschule im Revier, wird eröffnet.
1966 Das letzte Grubenpferd geht in Rente (22. Juni Tobias, Zeche General Blumenthal, Recklinghausen, Gedenktafel am Bergbaumuseum).
1966 Das Kammerspielhaus am Schauspielhaus Bochum wird eröffnet.
1967 Mit Lothringen schließt die 51. Zechenanlage an der Ruhr.
1968/69 Die Ruhrkohle AG, RAG, wird gegründet.
1971 Der VFL Bochum steigt auf in die erste Bundesliga.
1972 Peter Zadek wird Intendant am Schauspielhaus Bochum.