Denkmal für Hugo Schultz (1838-1904)
Gustav Pillig (1877-1956)
Düsseldorf (ab 1913 Australien)
1908
Bronze
Hugo Schultz (* 6. November 1838 in Iserlohn; † 16. Juni 1904 in Bad Wildbad) war eine der großen Persönlichkeiten des Bergbaus im Ruhrgebiet. 1868 wurde er Direktor der Bochumer Bergschule, der heutigen TFH Bochum, die er bis zu seinem Tod 1904 leitete. Er baute die Bochumer Bergschule nach seinen Vorstellungen aus und entwickelte sie zu einer der führenden Ausbildungsstätten für Bergleute.
Als Leiter der Bochumer Bergschule wurde auch Leiter der Westfälischen Berggewerkschaftskasse und setzte sich stets für Verbesserungen und Neuerungen im Bergbau ein. Er gründete unter anderem zehn Bergvorschulen um den Bergbau zu verbessern. Die Einnahmen aus einer „Mehrförderabgabe zur Verhütung gemeinschaftlicher Übererzeugung“ steckte er in den Bau eines Krankenhauses für Bergbauopfer, das auf seinen Vorschlag hin „Bergmannsheil“ genannt wurde. Außerdem finanzierte er mit den Geldern zum Teil den Dortmund-Ems-Kanal.
Skulpturen wie diese sind typisch für Denkmale in der Zeit der Industrialisierung. Verdiente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens treten an die Stelle historischer Helden. Die Darstellung ist vorbildgerecht aufrecht, nüchtern, bürgerlich.
Der Düsseldorfer Bildhauer Gustav Pillig ist in Deutschland fast völlig vergessen. Nur hier in Bochum und im Emscherhaus (Gelsenkirchen) sind öffentlich zugängliche Werke von ihm erhalten. In Melbourne, Australien war er zwischen 1930 und 1940 allerdings eine bekannte Persönlichkeit.
Gustav Michael Pillig wurde am 30. September 1877 in Hattingen geboren und lebte seit 1883 in Düsseldorf. Sein Vater Severin Pillig führte ein Stukkateurgeschäft, in dem Gustav eine Lehre absolvierte. Unter schwierigen Umständen entschied er sich für eine Künstlerkarriere. 1900 studierte er an der Technischen Hochschule in Stockholm, 1901 bis 1903 an der Akademie in Berlin und schließlich 1905 bis 1907 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 1893 lehrte dort Karl Janssen, als dessen Schüler Pillig bezeichnet wird. Von 1905 bis 1911 ist Pillig Mitglied des renommierten Düsseldorfer Künstler-Vereins Malkasten. 1909 beteiligte er sich mit einem bronzenen Fechter an der großen Kunstausstellung Düsseldorf.
1910 zog er nach Berlin, kehrte aber 1913 nach Düsseldorf zurück und emigrierte von dort nach Australien. In Berlin lernte er die Philosophen Carl Huter (1861-1912) und Otto Spengler (1880-1936) kennen, deren Endzeittheorien großen Einfluß auf ihn hatten. Er soll 1913 fest an einen nahen, katastrophalen Krieg geglaubt haben, vor dem er sich als Künstler nach Australien zurückziehen wollte. Dort hatte er wechselnden Erfolg und starb in bescheidenen Verhältnissen 1956 in Melbourne, wo er auch begraben ist.
Pilligs Werk ist insgesamt von einer pessimistischen Weltsicht geprägt. Nur in Abbildungen erhalten ist sein in Australien wohl bekanntestes Werk „Symphony of Life“ aus den Jahren 1931 bis 1934. Es zeigte rund 350 modellierte kleine Figuren vor einem gemalten Hintergrund mit etwa 1000 Figuren, überragt von einer übergroßen gemalten Christusfigur. Pillig thematisierte mit diesem Werk den Aufstieg der christlichen Kultur aus der untergehenden Antike zu ihrem vermeintlichen Höhepunkt in der Gotik sowie den dann folgenden Abstieg und das nahe Ende der modernen Zivilisation. Pillig wollte mit diesem Diorama Oswald Spenglers 1918/22 erschienenes Werk „Der Untergang des Abendlandes“ bildlich umsetzen (⇒ Abbildung). Als er erkannte, dass das Werk nicht die nach seiner Einschätzung gebührende Anerkennung fand, zerstörte er das Werk im Jahr 1940.
Standort:
Herner Straße 45, 44787 Bochum, vor der TFH Bochum.
Siehe auch:
Nachlesen:
Website zu Gustav Pillig (englisch)
Wikipedia: Hugo Schultz
Historischer Rundgang Bochum: Westfälische Bergschule
TFH Bochum: Geschichte
Hans H. Hanke: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe: „Ein Westfale in Australien - Der Bildhauer Gustav Pillig“, S. 68-70.